Nein, ich schreibe hier nicht über Bordeaux Weine und auch nicht über Briefmarkensammlungen. Es geht um Holz! Genauer gesagt um Altholz, Altholzfichte und Altholzeiche. Ein ganz neuer Geschäftszweig ist entstanden:In Österreich und Süddeutschland haben sich bereits einige Firmen auf die Beschaffung und Verarbeitung von Altholz spezialisiert.
Ich weiß noch genau wie wir damals als einer der ersten mit Altholz gearbeitet haben. Da war die Beschaffung von Altholz noch ein echter Kraftakt: Von meinem Schwiegervater habe ich eine alte Kuhweidehütte an der Amper abgebaut und aus den einzelnen Brettern eine Einrichtung für einen Weinkeller gefertigt.
Später haben uns dann Kunden alte Balken zur Verfügung gestellt, die wir zuerst aufwendig gesäubert und dann weiterverarbeitet haben. Das ist nun ein wenig einfacher geworden. Inzwischen bekommen wir Altholz in Platten- und Balkenform.
Ja, der Trend ist mittlerweile sogar bei der Industrie angekommen. Hier zählt aber vor allem die Verfügbarkeit und Gleichmäßigkeit der Ungleichmäßigkeit.
Was ist die Folge? Klar – Altholz wird künstlich hergestellt!
Im besseren Fall wird nun neues Holz gehackt, mit Wurmlöchern versehen und einer Altholzbeize behandelt. Im anderen – wesentlich häufigeren - Fall, werden Holzfasern geprägt und künstlich bedruckt.
Naja, als Laie erkennt man den Unterschied nur schwer.
Aber so ist es ja mit allem: Irgendjemand hat eine gute Idee. Manchmal entstehen Ideen auch zeitgleich an verschiedenen Orten. Diese Ideen werden von den Vorreitern (hier oft einige Architekten und Schreiner) verbreitet. Die Kunden sind begeistert und irgendwann greift die Industrie den Trend auf. Das ist dann oft der Anfang vom Ende ist. Das Produkt wird Mainstream und entsprechend rationalisiert, vergewaltigt und schließlich kann es keiner mehr sehen.
Zum Glück sind wir als innovative Schreiner zu diesem Zeitpunkt schon wieder beim übernächsten Trend ;-)….
Glücklicherweise ist es beim Altholz noch nicht so weit. Wo verwenden wir Altholz? Wo macht es Sinn?
Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten. In erster Linie wird es natürlich klassisch zum Beispiel beim Chiemgauer Landhausstil oder dem modernen Alpenlook verbaut. Entweder als Stollen, Gesims, Fachboden oder als komplette Front. Wir setzten es aber durchaus auch bei modernen Küchen mit glatten Fronten ein – hier wird es als Kontrast zur ansonsten zurückhaltenden Gestaltung verwendet. Zimmertüren, Wandvertäfelungen, Nischenverkleidungen… all das sind ideale Anwendungen für das Altholz. Kürzlich haben wir es in einer Badeinrichtung verbaut.
Wir müssen uns nur bewusst machen was wir mit dem Einsatz dieses Altholzes erreichen. Als Grundregel würde ich sagen, dass es im modernen Bereich eher sparsam verwendet werden soll – sonst ist man schnell beim Alpenlook, was natürlich nichts Schlechtes ist, wenn der gewollt ist.
Ökologisch würde ich sagen ist es vertretbar. Die alten Stadl werden ein zweites Mal genutzt bis sie zur dritten endgültigen (thermischen) Nutzung gelangen. Der Aufwand für die Verarbeitung ist natürlich wesentlich höher als bei Neuholz. Dafür haben diese Möbel bereits eine Geschichte zu erzählen.
Andreas Grundner
am 28.09.2015schreinerei-beer
am 28.09.2015ich stimme Ihnen zu. Es ist oft nicht nur fraglich, wo es gelagert wurde, sondern auch, womit es behandelt wurde. Wie wir alle wissen, wurde früher oft recht leichtsinnig mit giftigen Mitteln umgegangen. Glücklicherweise sind viele davon heute aus dem Verkehr gezogen!
Beste Grüsse,
Sonja Beer